Andere Tischler sortieren Hölzer mit Rissen, Kerben und Spalten aus, Claas Stefes macht daraus eine Geschäftsidee. Seit 2016 fertigt der 27-jährige Bremer unter der Marke WOOD.YOU.LOVE große Massivholztische mit Charakter. Alles in Handarbeit, versteht sich.

Den Umgang mit natürlichen Materialien in Verbindung mit dem etwas Gröberen – „das habe ich von meinem Vater”, sagt Claas. Schon als Kind hilft er seinem Papa dabei, Bäume für Nachbarn zu fällen und weiterzuverarbeiten. Es folgt eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann, drei Semester Marketingkommunikation sowie mehrere Praktika in klassischen Handwerksbetrieben. Dort merkt er schnell: „So will ich in Zukunft nicht arbeiten.”

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„Build a longer table not a higher fence”

Was war das Problem? „Mir fiel auf, dass das Handwerk sehr altmodisch ausgeführt wurde. Exakt nach Vorgabe. Minimalste Abweichungen vom Bauplan waren Fehler.” Seiner Kreativität kann der damals 21-Jährige keinen freien Lauf lassen. Auch macht er eine wichtige Beobachtung: „Handwerk und Vertrieb liefen immer getrennt voneinander. Nicht nur zwischenmenschlich, denn Vertriebler und Handwerker machten nie gemeinsam Mittag an einem Tisch. Auch die Verknüpfung von Handwerk, Markenkommunikation und Verkauf fehlte.”

Genau diese Verbindung will Claas herstellen. “Build a longer table not a high fence”, lautet sein Motto und der zukünftige Slogan von WOOD.YOU.LOVE. Er möchte “ein Produkt, was Menschen zusammenbringt, statt sie zu spalten: große Esstische, einzigartige, rustikale Platten nach Maß, grob und unverfälscht.”

Nahaufnahme eines Tischs in den der Schriftzug WOOD.YOU.LOVE eingraviert ist.

„Unikate aus frechen Ästen und zornigen Stämmen” 

In den zwei Folgejahren spezialisiert sich Claas beim Zimmer- und Schmiedemeister und kann endlich sein kreatives Potenzial entfalten. Er lernt, Stahlkonstruktionen mit Holz zu verbinden, und fertigt „Unikate aus frechen Ästen und zornigen Stämmen”. Der erste Tisch ist ein Geschenk für den Zwillingsbruder.

Nach Aufträge aus dem Freundes- und Bekanntenkreis fasst Claas den Entschluss, volles Risiko zu gehen: Mit 23 macht er sich selbständig. Er mietet sich in eine voll ausgestattete Werkstatt ein und als in Bremen ein Showroom frei wird, schlägt er sofort zu.

Von Rissen, Spalten und abgebrochenen Kanten

Den zahlreichen Aufträgen kommt Claas kaum hinterher. Er wirbelt viel Staub auf – zu viel, findet die Bootsbauerei, mit der er unter einem Dach arbeitet. Nach 1,5 Jahren muss er ausziehen, findet aber eine leere Werkstatt in Oyten. Doch ohne Werkzeug kann er nicht viel reißen.

Zusätzlich verletzt er sich ernsthaft. Er quetscht sich zwei Fingerkuppen und kugelt sich insgesamt acht Mal die Schulter aus. Zwei Operationen zwingen ihn zum Stillhalten. „Manche Rückschläge sind dazu da, um ‘was aus ihnen zu machen”, glaubt Claas. Während er nichts in der Werkstatt ausrichten kann, besucht er Business Seminare, entwirft Flyer und fuchst sich in Jimdos Baukastensystem rein. „Das war der Anfang unserer Website.” 

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Claas Stefes und das Team von WOOD.YOU.LOVE

Drei Freunde und ~30.000 Follower

Eine weitere Erkenntnis: “Meine verletzte Schulter hat mir deutlich gemacht, dass ich ein Team brauche und lernen muss, zu delegieren.” So gewinnt er mit Patrick, einem langjährigen Freund, seinen ersten Mitarbeiter. Dieser ist Innenarchitekt und „hat dieses gestalterische Auge, sieht selbst in gebrochenen Kanten das Besondere”, schmunzelt Claas. Wenig später holt er Jasper mit ins Boot, einen alten Hockey-Kollegen, der parallel Schifffahrtsmanagement studiert. 

Nachdem der Hof in Oyten verkauft wird, zieht die Crew in ihre heutige Werkstatt nach Bremen. Dort kommt Amy dazu – eine Strategin mit dem Blick fürs Ganze. Sie überarbeitet die Website, macht sie endgültig zum zugkräftigen Aushängeschild von WOOD.YOU.LOVE. 

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Geschäfte werden nur nach persönlichem Kontakt gemacht: „Bevor wir unseren Kunden einen einzigartigen Tisch fertigen, lernen wir sie persönlich kennen. Dann erst beginnen wir, eine Oberfläche zu bauen, in die wir ihre Persönlichkeit einfließen lassen. Damit schaffen wir Tische mit einzigartigem Charakter. Etwas wirklich Edles.”

Instagram ist von Anfang an ein großer Teil des Erfolgsrezepts von WOOD.YOU.LOVE. Bereits vom ersten Tisch, den Claas für deinen Bruder gefertigt hat, gibt es einen Post. Inzwischen begleiten 18.000 Menschen das Team unter @wood.you.love. „Unsere Follower erleben die Fertigung einzelner Unikate komplett mit – von der Rohware über den finalen Schliff bis hin zur Auslieferung.” 

Ein Blick in die Werkstatt von WOOD.YOU.LOVE

Aus Rückschlägen voll in die Kerbe!

Nach all dem Wirbel wird es plötzlich still: Der Corona-Lockdown im Frühjahr versetzt Kunden und Werkstatt in eine Schockstarre. „Zwei Wochen lang passierte nichts”, erinnert sich Claas. „Dann kam mal ein Auftrag für ein Küchenbrett rein oder ein kleines Regal. So konnte das nicht weitergehen.”

Die Lösung für dieses Problem: WOOD.YOU.LOVE schafft Nähe. Die großen, rustikalen Tische sind gemacht, um Menschen zusammenzubringen – gerade in Zeiten von Social Distancing. „Alle waren zu Hause. Ich wollte, dass wir unsere Tische jetzt so richtig pushen!”, beschließt Claas. Über Instagram schaltet er zielgruppengenaue Werbung – knapp 1.500 Euro pro Monat kostet ihn das. “Viel Geld, aber ich habe fest daran geglaubt, dass es wieder reinkommt.”

Und das tut es. Die Auftragsbücher sind so voll wie noch nie. Im Mai 2020 eröffnet Claas den Hamburger Showroom. Im Sommer gibt es Workshops und Events mit Partnern, darunter Wein-Tastings. Und mit Kolja kommt auch ein neues Teammitglied – Tischlergeselle, Weltenbummler, „Präzisions-Ass”. 

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Alle an einem Tisch

Mittlerweile bringt WOOD.YOU.LOVE Menschen in Deutschland, Kroatien, Frankreich, Dänemark, Holland und der Schweiz an einen Tisch. Sogar in Südafrika steht eines der Unikate. Den nahm der ehemalige Profisegler Tony Kolb bei seinem Wegzug aus Bremen mit. „Ein schönes Gefühl“, findet Claas.

Seine Geschäftsidee geht auf: „Nähe zu schaffen, Menschen zusammenzubringen – wie Holz und Stahl, Handwerk und Branding.” Der Erfolg ist der Lohn harter Arbeit und dem Willen, sich trotz Rückschlägen durchzubeißen.

Autorin: Despina Borelidis

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